Der Zaunkönig

Zwitschernd sitzt er auf dem Zweige.

Inniglich singt er sein Lied.

 

Er ist der König auf der Weide.

Errang vor langer Zeit den Sieg.

 

Er singt, er plustert sein Gefieder,

die Äuglein treten vor die Lieder.

 

Ne Königin wünscht er sich nur.

Nimmt dafür in Kauf die ganze Tortur.

 

Und siehe da, man hört es flattern.

Wird er sie wohl heute noch ergattern?

 

Sie setzt sich auf den selben Baum.

Jetzt hält ihn nichts mehr zurück im Zaum.

 

Er trällert, zwitschert, singt und werkt.

Sie hat es auch gleich wohlwollend bemerkt.

 

Er hüpft ihr näher, sein Herz pocht wild,

bald ist seine Einsamkeit gestillt.

 

Sie legt das Köpfchen in schräge Lage,

heut ist der Tag, der Tag aller Tage.

 

Jetzt weicht sie zurück,

was ist geschehen?

 

Hat Sie denn seine Mühen nicht gesehen?

 

Doch dann die Erlösung von all den Plagen,

sie stimmt in sein Lied ein und will ihm sagen.

 

Du bist es mein König,

nur du allein.

 

Du wirst mein Liebster für mein Leben sein.

 

 

Wien, 10.01.2021/ST